Erkenne dich selbst: Den eigenen Selbstwert prüfen

Was ist mein Selbstwert?

Diese Frage ist viel mehr als nur ein Gedankenexperiment. Sie berührt den Kern dessen, wer wir sind und wie wir uns in der Welt sehen. Doch oft ist die Antwort nicht einfach zu finden. Vielleicht kennst du das Gefühl, zwischen Selbstzweifeln und Selbstannahme hin und her zu pendeln.

Selbstwert ist ein Thema, das uns alle betrifft, auf unterschiedliche Weise und zu unterschiedlichen Zeiten in unserem Leben. Es geht darum, wie wir uns selbst wahrnehmen und bewerten.

Aber was bedeutet Selbstwert eigentlich genau? Und wie können wir ihn stärken?
In diesem Artikel werde ich diesen wichtigen Begriff näher beleuchten und einige Ansätze zur Selbstreflexion und Selbststärkung vorstellen.

Der “Selbstwert”

Der Selbst-wert - ein komplexes Konzept, das unser innerstes Selbst beeinflusst und prägt. Es ist die Art und Weise, wie wir uns selbst einschätzen und bewerten. Der eigene Selbstwert kann sich im Laufe des Lebens auch immer wieder ändern - so kann man nach großer Ablehnung einen niedrigeren Selbstwert fühlen, oder nach dem Erreichen eines persönlichen Meilensteins einen höheren Selbstwert spüren.

Die Selbstbewertung ist ein innerer Prozess, in dem wir uns selbst betrachten und uns ein Urteil über unseren eigenen Wert bilden. Es geht darum, ob wir uns selbst als wertvoll, liebenswert und respektabel betrachten oder ob wir uns selbst ablehnen und als minderwertig empfinden.

Um unseren Selbstwert besser zu verstehen, können wir uns einige Fragen stellen:

  • Wie fühle ich mich, wenn ich alleine bin? Bin ich in meiner eigenen Gesellschaft zufrieden und ausgeglichen?

  • Glaube ich, dass ich es verdient habe, Liebe und Respekt von anderen zu erhalten? Oder zweifle ich an meinem eigenen Wert?

  • Wie gehe ich mit Kritik oder Fehlern um? Kann ich stolz auf meine Leistungen und Erfolge sein?

  • Bin ich in der Lage, meine Grenzen und Bedürfnisse klar und selbstbewusst gegenüber anderen zu kommunizieren?

  • Welche Art von inneren Gesprächen führe ich mit mir selbst? Sind sie unterstützend und aufbauend oder eher kritisch und negativ?

Indem wir uns diese Fragen ehrlich stellen und reflektieren, können wir einen tieferen Einblick in unseren eigenen Selbstwert gewinnen und Wege finden, ihn zu stärken und zu pflegen.

Selbstwert analysieren

Gedachter vs. gefühlter Selbstwert

Unser Selbstwert kann auf zwei Arten wahrgenommen werden: durch rationale Überlegungen und bewusstes Denken (der "gedachte Selbstwert") sowie durch emotionale Empfindungen, die weniger bewusst sind (der "gefühlte Selbstwert").

Bei einem niedrigen Selbstwertgefühl, ist es nicht ungewöhnlich, dass der gedachte Selbstwert in Ordnung zu sein scheint, wenn Menschen rationale Erklärungen dafür abgeben können. Zum Beispiel könnten sie sagen: "Ich weiß, dass ich genauso wertvoll bin wie andere, aber..." oder "Ich weiß, dass alle Menschen gleich viel wert sind, aber...".

Allerdings stimmen der gedachte und der gefühlte Selbstwert nicht immer überein. Wenn jemand Schwierigkeiten hat, rationale Erklärungen für sein geringes Selbstwertgefühl zu finden, könnte dies darauf hindeuten, dass negative Gefühle eine größere Rolle spielen. In solchen Fällen entspricht der gefühlte Selbstwert möglicherweise nicht dem gedachten. Der gefühlte Selbstwert wird oft als schwerer zu beeinflussen betrachtet, da er stark von emotionalen Einflüssen geprägt ist. Emotionen können das Selbstwertgefühl tiefgreifend beeinflussen und sind weniger anfällig für Veränderungen durch rationale Argumente oder kognitive Interventionen.

Was bedeutet Selbstwert?

Ryan und Deci (2017) argumentieren, dass unser Selbstwert eng mit der Erfüllung unserer grundlegenden Bedürfnisse nach Bindung, Kompetenz und Selbstbestimmung verbunden ist. Wenn diese Bedürfnisse erfüllt sind, fühlen wir uns in der Regel gut über uns selbst, was zu einem stabilen Selbstwertgefühl führt. Wenn sie jedoch nicht erfüllt werden, kann unser Selbstwert schwanken und niedrig sein.

Diese grundlegenden Bedürfnisse sind in der Evolution wichtig. Das Bedürfnis nach Bindung hilft uns dabei, als Kinder eine Verbindung zu unseren Betreuern aufzubauen, und später ermöglicht es uns, in Gemeinschaften zu leben, Beziehungen zu pflegen und für unsere eigenen Familien zu sorgen. Das Bedürfnis nach Kompetenz unterstützt uns dabei, die Fähigkeiten zu erlernen, die wir zum Überleben brauchen, während das Bedürfnis nach Selbstbestimmung uns hilft, unsere eigenen Ziele zu verfolgen und unsere eigenen Entscheidungen zu treffen, anstatt nur den Wünschen anderer zu folgen.

Unser Selbstwert:


Die Selbstbestimmungstheorie erklärt, dass unser Selbstwertgefühl davon abhängt, ob unsere grundlegenden Bedürfnisse nach sozialer Bindung, Kompetenzen und Selbstbestimmung erfüllt werden.

Die eine Seite der Medaille:
Die Nichterfüllung unserer grundlegenden Bedürfnisse hat einen direkten Einfluss auf unser Selbstwertgefühl. Wenn unsere Bedürfnisse nach Bindung, Kompetenz und Selbstbestimmung nicht erfüllt werden, können negative Selbstwertüberzeugungen entstehen. Wir könnten denken: "Ich bin nicht liebenswert", "Ich bin nicht gut genug" oder "Ich kann meinen Entscheidungen nicht vertrauen".

Die andere Seite der Medaille:
Wenn diese Bedürfnisse erfolgreich erfüllt werden, kann sich ein positives Selbstwertgefühl entfalten. Erfüllte Bedürfnisse nach Bindung können dazu führen, dass wir uns geliebt und wertgeschätzt fühlen. Wenn unsere Bedürfnisse nach Kompetenz und Anerkennung gestillt werden, können wir das Gefühl haben, dass wir fähig sind und Selbstvertrauen in unsere Fähigkeiten haben. Und wenn unser Wunsch nach Selbstbestimmung erfüllt wird, können wir uns frei fühlen, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen und unserem eigenen Weg zu folgen.

Insgesamt trägt die Erfüllung dieser Grundbedürfnisse zu einem positiven und stabilen Selbstwertgefühl bei. Wir fühlen uns geliebt, geschätzt, kompetent und in der Lage, unser Leben nach unseren eigenen Werten und Zielen zu gestalten. Wir akzeptieren unsere Stärken und Schwächen und beurteilen uns selbst positiv. Unser Selbstwert wird hoch eingeschätzt, und wir gehen mit Selbstvertrauen durch das Leben.

Den eigenen Selbstwert prüfen

Die eigene Lebensgeschichte zu reflektieren und den Verlauf des Selbstwerts im Laufe der Lebensspanne zu untersuchen, kann ein wertvoller Prozess sein, um ein tieferes Verständnis für sich selbst zu gewinnen. Indem man einen Zeitstrahl erstellt und wichtige Ereignisse und Erfahrungen markiert, können Muster und Zusammenhänge deutlicher werden.

Beginne damit, bedeutende Ereignisse und Lebensphasen zu identifizieren, die Einfluss auf deinen Selbstwert hatten. Das könnten zum Beispiel Erfahrungen aus der Kindheit, der Schulzeit, des Erwachsenseins oder bestimmte berufliche oder persönliche Meilensteine sein. Denke darüber nach, welche grundlegenden Bedürfnisse in diesen Phasen besonders relevant waren und wie sie erfüllt oder frustriert wurden.

Identifiziere auch wichtige Selbstwertkrisen oder Herausforderungen, die du gemeistert hast. Wie hast du auf Rückschläge reagiert? Welche Strategien hast du angewendet, um dein Selbstwertgefühl zu stärken?

Durch die Analyse deiner Selbstwertbiografie kannst du erkennen, welche Faktoren deinen Selbstwert beeinflusst haben und wie du darauf reagiert hast. Dieses Verständnis kann dir helfen, konstruktive Wege zur Stärkung deines Selbstwertgefühls zu finden und positive Veränderungen in deinem Leben zu fördern.

Diese Fragen können dir dabei helfen, tiefer in deine Selbstwertbiografie einzutauchen und wichtige Erkenntnisse über dich selbst zu gewinnen:

  • Welche Einflüsse und Personen haben aktiv zu den Schwankungen in meinem Selbstwert beigetragen?
    Denke über Menschen nach, die einen positiven oder negativen Einfluss auf dein Selbstwertgefühl hatten. Welche Worte, Taten oder Beziehungen haben dich besonders geprägt?

  • Welchen Einfluss hatten bedeutende Lebensereignisse, wie Einschulung, Geburten, Trennungen oder Hochzeiten, auf meinen Selbstwert?
    Betrachte, wie wichtige Lebensereignisse dein Selbstwertgefühl beeinflusst haben könnten. Gab es Momente, in denen du dich besonders gestärkt oder herausgefordert gefühlt hast?

  • Was war positiv in den guten Phasen? Welche Faktoren haben geholfen, meinen Selbstwert zu steigern, zu unterstützen und zu stabilisieren?
    Reflektiere die positiven Aspekte in Phasen, in denen du dich stark und selbstbewusst gefühlt hast. Welche Unterstützung, Aktivitäten oder Überzeugungen haben dazu beigetragen?

  • Was war schwierig in den schlechten Phasen? Gibt es einen gemeinsamen Nenner? Was hat damals meinen Selbstwert erschüttert oder erniedrigt?
    Untersuche die Herausforderungen in Phasen, in denen dein Selbstwert niedrig war. Gibt es wiederkehrende Muster oder bestimmte Ereignisse, die besonders belastend waren?

  • Wie bin ich aus den schlechten Phasen wieder herausgekommen? Welche Strategien haben geholfen?
    Überlege, welche Strategien oder Ressourcen dir geholfen haben, dich aus schwierigen Phasen herauszuarbeiten. Welche Bewältigungsmethoden oder Unterstützung hast du genutzt?

  • Was kann ich insgesamt aus diesen Betrachtungen über meine Selbstbewertung lernen? Welche Schlussfolgerungen ziehe ich für meine weitere persönliche Entwicklung?
    Ziehe Schlussfolgerungen aus deinen Reflexionen über deine Selbstwertbiografie. Welche Erkenntnisse kannst du für deine persönliche Entwicklung nutzen? Welche Schritte möchtest du als nächstes unternehmen, um dein Selbstwertgefühl zu stärken?

Fazit:

Deine Auseinandersetzung mit deinem Selbstwert ist ein wichtiger Teil deiner Lebensreise. Indem du bewusst die Höhen und Tiefen deiner Lebenskurve betrachtest, gestaltest du nicht nur deine Geschichte, sondern auch deine Zukunft.

Jeder Schritt, den du auf diesem Weg machst - sei es das Überwinden von Hindernissen oder das Feiern von Erfolgen -, ist nicht nur eine Bestätigung deiner Stärke, sondern auch eine Inspiration für deine persönliche Entwicklung. In den guten Zeiten erkenne nicht nur deine Fähigkeiten, sondern auch die wertvollen Ressourcen, die dir geholfen haben. Diese Momente sind nicht nur Bestätigungen, sondern auch Ansporn für zukünftige Erfolge.

Die Herausforderungen in den schwierigen Phasen sind keine Endstationen, sondern Chancen zum Lernen, zur Selbstentdeckung und zur Veränderung. Denke daran, dass dein Selbstwert nicht von externen Urteilen abhängt, sondern von deiner eigenen Kraft, Liebe und Akzeptanz. Jeder Tag bietet dir neue Möglichkeiten, positive Gedanken zu fördern, dich selbst zu würdigen und bewusst an deinem eigenen Glück zu arbeiten.

Die Erfüllung deiner Grundbedürfnisse sowie jede Handlung, jeder Gedanke und jede Entscheidung formen dein nächstes Kapitel. Du kannst aktiv Einfluss nehmen und der Autor deiner eigenen Geschichte sein.

Deinen Selbstwert stärken!

In meiner Arbeit als Coach & systemische Beraterin unterstütze ich dich gerne dabei neue Strategien zu entwickeln.

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