Von Rivalität zu Kollaboration: Die 5 Dysfunktionen, die Teams zurückhalten
In einer Welt, die immer herausfordernder wird und in der der Wettbewerb zunimmt, ist der "Sportsgeist" nicht nur auf dem Spielfeld wichtig, sondern auch im täglichen Arbeitsleben von großer Bedeutung. Denn ähnlich wie im Sport kann auch in der Geschäftswelt das richtige Teamgefühl den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen.
Stell dir ein erfolgreiches Sportteam vor: Jede Spielerin und jeder Spieler kennt ihre Rolle im Team, arbeitet eng mit den Teamkollegen zusammen und setzt sich für das gemeinsame Ziel ein. Es herrscht ein starkes Gefühl der Gemeinschaft, des Vertrauens und der gegenseitigen Unterstützung, das dem Team ermöglicht, Höchstleistungen zu erbringen und sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen.
Es kommt nicht selten vor, dass es in Unternehmen an diesem Teamgeist mangelt. Anstatt sich als Einheit zu sehen, arbeiten Teams isoliert voneinander und konkurrieren miteinander statt miteinander zu kooperieren. Doch wie im Sport können auch in der Arbeitswelt Teams, die über individuelle Egos und Barrieren hinwegkommen, eine unschlagbare Kraft entfalten.
Inspiriert von den Einsichten des bekannten Autors Patrick Lencioni und seinem Werk über die "5 Dysfunktionen eines Teams", wird in diesem Artikel darüber gesprochen, wie ein solches Umfeld aussehen sollte und was es braucht, um effektive Zusammenarbeit sicherzustellen.
Die 5 Dysfuntkionen eines Teams
Patrick Lencioni
Patrick Lencioni, ein renommierter Autor, Redner und Berater, ist ein Experte auf dem Gebiet der Führung und Teamarbeit. Sein praxisorientierter Ansatz hat ihm weltweit Anerkennung eingebracht, und seine Bücher sind Bestseller, die Unternehmen dabei helfen, ihre Leistung zu steigern und ihre Ziele zu erreichen.
Geboren am 23. Juli 1965 in Nordkalifornien, USA, absolvierte Lencioni ein Studium der Psychologie an der University of California, Berkeley, und erlangte anschließend einen Master-Abschluss in Betriebswirtschaft an der University of Notre Dame. Nach seinem Studium gründete er die Beratungsfirma The Table Group.
Besonders bekannt ist Lencioni für sein Buch "Die 5 Dysfunktionen eines Teams", das in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde und zu einem Standardwerk in der Organisationsentwicklung avancierte. In diesem Werk beschreibt er die häufigsten Probleme, die Teams daran hindern, effektiv zusammenzuarbeiten, und bietet praktische Lösungen, um diese Herausforderungen zu bewältigen.
In diesem Video erklärt Patrick Lencioni das Modell in seinen eigenen Worten und speist es mit Erfahrungen aus der Praxis.
Die 5 Dysfunktionen
In jedem erfolgreichen Team liegt die Kraft der Gemeinschaft und des gegenseitigen Respekts. Es ist nicht ungewöhnlich, dass wir das Gegenteil erleben: Teams, die von internen Konflikten und Unstimmigkeiten geplagt sind, was ihr volles Potenzial blockiert. Du erkennst dies vielleicht an stillen Meetings, starken Einzelkämpfern, fehlender Zusammenarbeit oder unklaren Zielen. Patrick Lencionis Buch "Die 5 Dysfunktionen eines Teams" zeigt diese Herausforderungen auf und bietet praktische Wege, um sie zu überwinden.
Die 5 Dysfunktionen werden klassisch als Pyramide dargestellt.
Die Basis bildet fehlendes Vertrauen, daran schließt sich Konfliktscheue an. Mangelndes Engagement folgt, sowie fehlendes Verantwortungsbewusstsein. Die Spitze wird sichtbar durch fehlende Ergebnisorientierung.
Im Einzelnen können diese Anteile wie folgt beschrieben werden:
Fehlendes Vertrauen: Vertrauen bildet das Fundament jeder erfolgreichen Zusammenarbeit. Wenn wir uns nicht sicher fühlen, unsere Schwächen, Bedenken und Fehler offen zu teilen, entsteht eine Atmosphäre der Unsicherheit und Zurückhaltung. Fehlt das Vertrauen ineinander, werden die anderen Aspekte der Zusammenarbeit nicht effektiv funktionieren können. Es ist daher essenziell, dass dies gefördert und gestärkt wird. Patrick Lencioni unterscheidet hier ebenfalls zwischen “Predictive Trust” (Vorhersehbares Vertrauen) und “Vulnerability based Trust” (Vertrauen auf Basis von Verwundbarkeit). In jeder Menschengruppe entsteht über die Zeit “vorhersehbares Vertrauen”, da man die Verhaltensweisen oder Fähigkeiten einer Person kennenlernt und Menschen dadurch vorhersehbar werden (“Jens möchte immer vorab informiert werden, wenn Entscheidungen anstehen.” oder “Luise hält Deadlines konsequent ein”). Vertrauen auf der Basis von Verwundbarkeit ist entscheidend für langfristigen Erfolg in Teams. Dieses Vertrauen entsteht, wenn wir uns öffnen und einander zeigen, wer wir wirklich sind. Das bedeutet, Zugeständnisse zu machen ("Ich kann von dir noch viel lernen und freue mich auf einen Austausch"), ehrlich zu sein ("Es tut mir leid, ich habe einen Fehler gemacht") und sich gegenseitig zu unterstützen ("Ich fühle mich unsicher beim Präsentieren, könntest du mir Feedback geben?").
“The key ingredient to building trust is not time. It is courage.” - Patrick Lencioni
Angst vor Konflikten: In jedem Team kommen Konflikte vor - das ist normal und kann sogar produktiv sein, wenn sie konstruktiv angegangen werden. Doch oft meiden Teams Konflikte aus Angst vor Spannungen oder Verletzungen, was zu oberflächlicher Harmonie und ungelösten Problemen führt. Deshalb ist Vertrauen so entscheidend. Nur wenn wir einander vertrauen, können wir gesunde Konflikte führen und gemeinsam Lösungen finden.
Fehlendes Engagement: Wenn Teammitglieder nicht vollständig in die Entscheidungen und Ziele des Teams eingebunden sind, kann dies das persönliche Engagement und die Eigenverantwortung beeinträchtigen, was sich negativ auf die Leistung des gesamten Teams auswirken kann. Konflikte zu vermeiden führt oft dazu, dass das Engagement der Teammitglieder nicht gefördert wird.
Fehlendes Verantwortungsbewusstsein: In erfolgreichen Teams ist es entscheidend, dass die Mitglieder sich gegenseitig zur Rechenschaft ziehen und die Verantwortung für ihre Handlungen übernehmen. Wenn dies nicht der Fall ist, kann in Teams ein Klima der Passivität und Unverantwortlichkeit entstehen.
Vernachlässigung von Ergebnissen: Am Ende des Tages sollte jedes Team darauf abzielen, konkrete Ergebnisse zu erzielen und seine Ziele zu erreichen. Wenn jedoch persönliche Egos oder individuelle Agenden im Vordergrund stehen, kann dies zu einem Mangel an Fokus und Zusammenarbeit führen, der den Erfolg des Teams gefährdet. Dies wird besonders begünstigt, wenn Führungskräfte keine klaren Teamziele setzen oder eine „Buddy-Kultur“ fördern, die einzelne Mitarbeiter aufgrund persönlicher Beziehungen bevorzugt.
Die fünf Dysfunktionen haben eine weitreichende Bedeutung, da sie nicht nur die Leistung und Effektivität eines Teams beeinträchtigen, sondern auch das Arbeitsklima und das Wohlbefinden der Teammitglieder negativ beeinflussen können. Wenn Teams jedoch diese Dysfunktionen identifizieren und aktiv angehen, können sie eine Kultur der Zusammenarbeit, Offenheit und Verantwortlichkeit schaffen. Dadurch können sie ihr volles Potenzial ausschöpfen und gemeinsam erfolgreich sein.
Es ist entscheidend zu verstehen, dass eine solche Teamkultur nicht allein von der Führungskraft geschaffen werden kann. Oftmals wird erwartet, dass die Führungskraft zwischenmenschliche Dynamiken klärt, Entscheidungen trifft oder Erlaubnis gibt, damit Teammitglieder Verantwortung übernehmen können. Doch eine lebendige Teamkultur entsteht nur, wenn alle aktiv daran arbeiten. Ähnlich wie in einem Sportteam, wo die Sportler klare Erwartungen an sich selbst haben, müssen Teams lernen, dass sie nur dann erfolgreich sind, wenn alle an einem Strang ziehen.
Die Rolle der Führungskraft ist dabei von großer Bedeutung, um als Vorbild zu fungieren und das Team zu unterstützen. Das kann bedeuten, Entscheidungen zu treffen, Ziele zu vereinbaren, Gruppenkonflikte zu lösen und Vertrauen zu schaffen. Letztendlich ist es jedoch die Aufgabe aller Teammitglieder, gemeinsam eine positive und erfolgreiche Teamkultur zu gestalten.
Fazit:
Indem wir uns den Mut nehmen, uns gegenseitig zu vertrauen, konstruktive Konflikte zu begrüßen, uns voll und ganz zu engagieren, uns zur Verantwortung zu ziehen und uns auf konkrete Ergebnisse zu fokussieren, können wir die Grundlagen für ein Team legen, das in der Lage ist, Großes zu erreichen.
Jeder von uns hat die Macht, diese Veränderung zu bewirken - sei es als Führungskraft, Teammitglied oder Unterstützer. Indem wir uns gemeinsam darauf konzentrieren, eine Kultur der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Respekts zu schaffen, können wir nicht nur unsere eigenen Ziele erreichen, sondern auch das Leben und die Arbeit unserer Teamkollegen bereichern.
„Not finance. Not strategy. Not technology. It is teamwork that remains the ultimate competitive advantage, both because it is so powerful and so rare.“
Gestalte deine Teamkultur!
In meiner Arbeit als Coach & systemische Beraterin unterstütze ich dich gerne dabei neue Strategien zu entwickeln.